Abkürzungen:

• Konj. = Konjunktion
• Opp. = Opposition
• Qua. = Quadrat
• Tri = Trigon
• MK = Mondknoten

Vorgedanken
Wenn immer wir ein Kinderhoroskop interpretieren – gleichgültig wie alt das Kind ist – sprechen wir über eine Person, die (meistens) nicht mit dabei ist, die häufig nichts von dem Gespräch weiß und von daher weder hören kann was über sie gesagt wird, noch in irgendeiner Weise der Interpretation widersprechen kann. Wir wissen nur über Dritte, Mutter oder Vater, wie das Kind sich vielleicht fühlt, wie es ihm vielleicht geht und aus welchem Grund es sich vielleicht so verhält wie es sich verhält. So ist es aus ethischen Gesichtspunkten unabdingbar, dass wir nicht über die vermeintliche zukünftige Entwicklung des Kindes sprechen, dass wir ihm keine dauerhaften Zuschreibungen seiner Art, seiner Fähigkeiten oder Schwierigkeiten machen und dass wir weder über die Mondknotenachse als Ganzes (nur der absteigende Knoten kann besprochen werden), noch über Absichten der Seele oder Lebensplan sprechen, was ja sowieso nur Spekulationen sind und – auf den Punkt gebracht, auch wenn mir das Missbilligung einbringen kann – die Eltern nichts angeht. Denn diese Punkte wird, wenn überhaupt, das Kind erst im Erwachsenenleben bearbeiten. Und wir wissen nicht, wie die Tochter oder der Sohn dann später zur Astrologie und unserer Interpretation stehen und wir wissen ebenfalls nicht, wie das Verhältnis zwischen ihnen und ihren Eltern sich inzwischen gestaltet hat. Außerdem dürfen wir den Eltern keine Vorstellungen vom Kind oder Hoffnungen an das Kind mit auf den Weg geben, die dieses später vielleicht nicht erfüllen kann oder erfüllen will.

So kann der erste Teil der Frage, die Josefs Mutter gestellt hat, nur für das jetzige Alter und vielleicht die nächsten zwei Jahre des Kindes beantwortet werden, der zweite Teil aber vollständig, vor allem wenn das Horoskop der Mutter mit einbezogen wird. Darauf aber wird in diesen Ausführungen verzichtet.

1.Analyse
Josef wird jetzt bald vier Jahre alt und der Blick fällt, wie bei allen Kinderhoroskopen, zuerst auf das IC, den Mond, den AC und den absteigenden Mondknoten. Sein AC liegt im Zeichen Jungfrau und zeigt ein vorsichtiges, beobachtendes, sorgfältiges Herangehen an Neues, an Unbekanntes, was durch das Quadrat zu Saturn in Skorpion noch verstärkt wird. Genau durch diese Konstellation und auch durch Sonne und Mars in Krebs kann es sein, dass er zuweilen sogar etwas ängstlich und abwartend auf andere Menschen reagiert. Diese sorgfältige und vielleicht etwas zögerliche Betrachtungsweise dessen, was außerhalb von ihm ist (AC) ist aber ein sehr wichtiger Faktor in Josefs Leben, denn es ist der einzige Erd-Faktor, den er in der Kindheit zur Verfügung hat. Pluto im Steinbock wird nicht im Zeichen interpretiert und das MC in Stier wird sich Josef erst im Laufe seines Lebens erschließen.
Als Kind befindet er sich am IC, das ein extrem wichtiger Punkt im kindlichen Leben ist, denn im Zeichen des IC findet das Kind die Geborgenheit und die Aufnahme innerhalb der Familie, die es braucht, um sich zu verwurzeln und die notwendige Sicherheit zu gewinnen, die Energie des MC im Laufe des Erwachsenwerdens mit hinzu zu nehmen.
Mit einem IC in Skorpion braucht Josef vor allem emotionale Geborgenheit und emotionale Sicherheit um seine intensiven und sicher nicht immer ganz einfachen Gefühle und Emotionen leben zu lernen.

Ich kann mir vorstellen, dass seine Gefühle und Emotionen deshalb nicht ganz einfach sind, weil auf der einen Seite – wie schon erwähnt – eine sehr starke Gefühlsintensität besteht mit dem Wunsch, das „geliebte Objekt“, in diesem Fall wohl Mutter oder Vater, zu vereinnahmen (IC Skorpion, Sonne/Mars in Krebs im Trigon zu Neptun in Haus 7). Auf der anderen Seite ebenfalls intensive Gefühle und Emotionen, aber ganz anderer Art. Sie treiben ihn an, streben dabei aber nach Freiheit und Autonomie (Jupiter/Venus in Löwe, ein unaspektierter Mond in Wassermann, absteigender MK in Widder und Merkur in Zwillinge). Mehr Wunsch nach Bindungsfreiheit und nach unabhängiger Entwicklung geht kaum.
So kann es sein, dass Josef schon vom Babyalter an unbewusst hin und her gerissen war zwischen ängstlichem und vielleicht sogar besitzergreifendem Klammern und seiner Neugier auf Menschen und der Lust und Freude Neues zu erleben. Er wird freundlich, offen, sehr zugewandt (Sonne, Merkur, Venus/Jupiter) auf andere zugehen, braucht aber – und das ist wirklich wichtig – immer wieder die Möglichkeit sich zurückzuziehen, um seine Gefühle und Emotionen zu sammeln und zu sortieren (Fische Sonne Trigon Neptun in Haus 7, Venus/Jupiter in Haus 12, Saturn in Haus 4). Durch das Trigon Sonne/Mars zu Neptun und den beiden Planeten im 12. Haus spürt Josef sehr stark die Erwartungen und Wünsche, wie auch die Stimmungen und Gefühle der anderen und nimmt sie auf wie ein Schwamm. Da jedes Kind in seinem Alter alles in seiner Umgebung auf sich selbst bezieht (es spürt sich als der Nabel der Welt), kann auch Josef nicht unterscheiden welche Gefühle zu ihm gehören und welche er aus seiner Umgebung aufgenommen hat und auslebt.
Hier ist es wichtig zu beachten, dass Kinder mit dieser oder einer ähnlich sensitiven Konstellation sehr häufig die unterschwelligen oder unterdrückten Gefühle der Umgebung übernehmen und ausleben.

Da der kleine Josef nicht nur einen absteigenden Knoten in Widder mit einem sehr genauen Quadrat zu Mars/Sonne hat, die wiederum eine Opposition zu Pluto bilden, bringt er von sich aus starke, intensive Gefühle mit, die sich unter Umständen auch in aggressiven Emotionen zeigen können. Das ist die eine, unterschwellige Seite von ihm. Die andere, überschwellige Seite ist friedfertig, liebevoll, zugewandt und herzlich. So ist die Gefahr, und darauf würde ich die Mutter aufmerksam machen, dass Josef, wenn er wütend ist, einerseits eigene, mitgebrachte Anteile ausleben kann (und muss), andererseits aber eventuell auch Emotionen aus seiner Umgebung auslebt.

Durch seine charmante Seite (Venus/Jupiter in Löwe), zugewandte (Sonne Trigon Neptun, Merkur in Zwillinge, Mond in Wassermann) besteht natürlich auch die Möglichkeit dass er zusammen mit seiner plutonischen Seite die Umgebung prima manipuliert oder sich mit ihr in kindliche Machtkämpfe verstrickt, vor allem im Trotzalter. Und genau diese Kombination ist es, die ich intensiv mit der Mutter (und deren Horoskop) besprechen würde. Denn diese Seite von Josef trägt wahrscheinlich dazu bei, dass die Mutter fragt “… wie

kann ich ihn begleiten ohne mich selbst dabei zu verlieren?“ Nur wenn sie lernt seine echten, wirklichen Bedürfnisse von Manipulation, Machtspielen oder dem Spiel “ wie wickle ich meine Mama um den Finger“ zu unterscheiden, kann sie bei sich bleiben und ihm Grenzen setzen.

Josef gehört sicher zur „Generation der Kinder der Neuen Zeit“, deren auffälligstes Merkmal – um es mit zwei Schlagworten zu benennen – Liebe und Machtstreben sind. Beides sind wunderbare Eigenschaften für das Leben in der Welt, wie sie jetzt ist und wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten sein wird.
Liebe, astrologisch sehr häufig zu finden unter dem Kriterium der sog. „irdischen Liebe“ von Krebs, Venus, Mond und dem Herzenszeichen Löwe und/oder Neptun als Zeichen der sog. „himmlischen Liebe“. Das Machtstreben, astrologisch sehr häufig zu finden bei Pluto und Saturn resp. Skorpion-, Widder- und Steinbockkonstellationen.
Doch genau diese Kinder brauchen eine starke Führung, um innerhalb sicherer Grenzen sowohl die eine als auch die andere Energie zu erlernen.
Liebe kann nur dann konstruktiv gelebt werden, wenn das Kind lernt sich abzugrenzen und Nein zu sagen; ebenso wie es lernen muss die zeitweilige Abgrenzung und das Nein seiner Umgebung zu ertragen.
Machtstreben kann nur dann konstruktiv gelebt werden, wenn das Kind lernt, dass man sich manchmal durchsetzen kann und dass man manchmal nachgeben oder einen Kompromiss eingehen muss.

Zusammenfassung

Vor allem über die letztgenannten Themen würde ich mit der Mutter sprechen, denn dadurch kann sie Josef in seiner Entwicklung enorm unterstützen.
Doch auch seine beiden unterschiedlichen emotionalen Seiten sind für seine Entwicklung wichtig zu beachten: Zum einen, wenn seine intensive Liebe und Zugewandtheit (zu Eltern, Freunden, oder auch zu bestimmten Situationen) besitzergreifend wird, dass er auch die Freiheit und die Freiwilligkeit des anderen zu respektieren lernen muss.
Zum anderen, dass er das Korrektiv dazu schon in sich trägt, nämlich seine eigene freiheitliche, liebevolle Seite, die offen ist für Neues, aber auch anderen die Freiheit lässt offen zu sein. Genau in diese Seite müsste die Mutter dann unterstützend hinein arbeiten.